Die manuelle Lymphdrainage ist eine Therapieform der physikalischen Anwendungen;
ihre Wirkungsweise ist breit gefächert. Sie dient vor allem als Ödem- und
Entstauungstherapie geschwollener Körperregionen, wie Körperstamm und
Extremitäten (Arme und Beine), welche nach Traumata oder Operationen entstehen
können. Besonders häufig wird diese Therapie nach einer Tumorentfernung nötig.
Durch verschiedene Massage- und Grifftechniken wird das Lymphsystem aktiviert,
indem vor allem die Pumpleistung der Lymphgefäße, genauer der Lymphangione,
verbessert wird. Auch die aktive Verschiebung von Flüssigkeit in der Haut/Unterhaut ist
möglich. Die manuelle Lymphdrainage bewirkt dabei keine Mehrdurchblutung wie in der
klassischen Massage.
Weitere Indikationen sind sämtliche orthopädischen und traumatologischen
Erkrankungen, die mit einer Schwellung einhergehen (z. B. Verrenkungen, Zerrungen,
Verstauchungen, Muskelfaserrisse). Auch bei Verbrennungen, Schleudertrauma,
Morbus Sudeck und ähnlichen Krankheitsbildern wird die Manuelle Lymphdrainage
angewendet.
Auch in der Schmerzbekämpfung, wie auch vor und nach Operationen soll sie helfen,
das geschwollene, mit Zellflüssigkeit überladene Gewebe zu entstauen. Teilweise
können Schmerzmittelgaben verringert werden und der Heilungsprozess verläuft
schneller. Kontraindikationen (Gegenanzeigen) sind hierbei genau zu beachten wie z. B.
eine dekompensierte Herzinsuffizienz, akute, fieberhafte, bakterielle Entzündungen oder
ein kardiales Ödem.
Bei ausgeprägten lymphatischen Erkrankungen (Stauungen) wird diese Therapie mit
Kompressionsverbänden, Hautpflege und spezieller Bewegungstherapie kombiniert und
unter dem Begriff Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
zusammengefasst.
In den 1960er Jahren hat sich diese Therapie, welche von Emil Vodder maßgeblich
entwickelt wurde, etabliert und wird seitdem an deutschen Massage- und
Krankengymnastikschulen gelehrt.
Die Therapeuten sind vornehmlich Masseure und Physiotherapeuten. (Seit dem Jahre
1994 werden Krankengymnasten als Physiotherapeuten bezeichnet.) Die Anwendung ist
nur dem Fachpersonal mit der entsprechenden Zusatzausbildung in manueller
Lymphdrainage an einem zugelassenen Lehrinstitut erlaubt. Die Zusatzausbildung
dauert vier Wochen (etwa 180 Unterrichtseinheiten) und ist in den Richtlinien der IKK
festgelegt. In Sachen Lymphdrainage haben Deutschland und Österreich eine
eindeutige Vorreiterstellung. In den USA ist diese Therapie noch relativ unbekannt.
Es wurde des Öfteren versucht, mit Geräten zur Lymphdrainage ähnliche Erfolge wie
durch die manuelle Lymphdrainage zu erzielen, allerdings liegen derartige Geräte von
der Effizienz her weit hinter einer manuellen Behandlung.